Landwirtschaftliche Nutztierhaltung - Wider den Sirenenruf von Markt und Technik

13.04.2016,  Philipp Wenz

Der vierte Vortrag der öffentlichen Ringvorlesung "Konkrete Utopien" stand unter dem Thema "Landwirtschaftliche Nutztierhaltung - Wider den Sirenenruf von Markt und Technik". 
Philipp Wenz, selbstständiger Berater für stressarmen Umgang mit Weidetieren, Milchvieh- und Rinderhaltung und Ökologischen Landbau sprach über das Miteinander von Mensch und Tier. Plastisch stellte er das Prinzip Low-Stress-Stockmanship vor. Im Mittelpunkt steht dabei ein stressarmer Umgang mit Weide- und Nutztieren, vor allem mit Rindern, ohne sie zu erschrecken und zu verängstigen. 
Philipp Wenz ist selbst Agrarwissenschaftler und Landwirt aus Mecklenburg-Vorpommern und praktiziert diese Methode des "Kuhflüsterns" seit Jahren. Zurückzuführen ist die Methode auf den amerikanischen Cowboy Bud Williams. Sie basiert auf einer Haltung des Vertrauens und Respekts den Tieren gegenüber. Die Methode arbeitet mit sensibilisierter Wahrnehmung, dezenten Köpersignalen und minimalen Gesten, um mit den Rindern (Mutterkühen) zu "kommunizieren". 

Etwas "Utopisches" hat dieses Prinzip deshalb, so Wenz, weil es dem normalen Empfinden und der Routine von gestandenen Landwirten zunächst entgegensteht. Aber Wenz ist in seiner Motivation unermüdlich: Er möchte mit Vorträgen und Präsentationen die alternative Methode auch anderen Landwirten näherbringen. Überzeugend ist dieser Ansatz nicht nur, weil er den ethischen Umgang mit dem Nutztier propagiert - den Tieren geht es besser, weil sie weniger gestresst und traumatisiert sind - , sondern weil er die Produktion qualitativ besseren Fleisches und ein effizienteres Wirtschaften als die konventionelle Viehwirtschaft ermöglicht. Dennoch vermag diese Methode den eklatanten Teufelskreis einer sich zu Tode produzierenden Hightech-Landwirtschaft nicht einfach zu durchbrechen, die auf Kosten der Tiere und der Landwirte immer mehr und immer billiger produziert. Am Ende dieser Kette muss der bewusste Kunde stehen, der weniger aber dafür qualitativ hochwertige Produkte konsumiert - eine konkrete Utopie.