Mehr Punk – weniger Hölle! (Utopie und Arbeit)

30.03.2016, Thomas Schneider

„Mehr Punk – weniger Hölle“ verhieß der zweite Vortrag der öffentlichen Ringvorlesung „Konkrete Utopien“. Thomas Schneider, Filmemacher und Aktivist aus Wien, stellte Leitideen und Aktivitäten des Netzwerks „Neue Arbeit - Neue Kultur“ (NANK) vor. Das Netzwerk ist von den Ideen des 1930 in Sachsen geborenen und überwiegend in den USA und Europa wirkenden Sozial-Philosophen Frithjof Bergmann bzw. dem Konzept des „New Work“ inspiriert. 

Es ging um die alte Frage, inwieweit man innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise Formen sinnvoller Arbeit, „Arbeit die man wirklich will“, jenseits von Job und reiner Beschäftigung, entdecken und realisieren kann. „Die Arbeit vom Leben her denken“, „Verwandle deine Sehnsucht in Arbeit“ oder „Es braucht wieder mehr Schürfrechte am Leben“ sind Leitsätze, die sich dem Hörer sofort einbrennen und in sich schon eine utopische Energie zu entfachen vermögen. Schneider macht deutlich, dass es dabei zwar um das Große und Ganze, aber nicht um einen politisch-verbindlichen Gesellschaftsentwurf von oben geht, wenngleich die Vorstellungen über die gesellschaftliche Verteilung von Arbeitszeit sehr konkret sind: 1/3 Erwerbsarbeit, 1/3 Hightech-Self-Providing (i.S. handwerklicher aber Hightech nutzender Selbstversorgung) und Smart Consumption und schließlich 1/3 Arbeit, „die man wirklich will“, für jeden!

Damit dies eine konkrete Utopie werden kann, bedarf es konkreter Projekte von unten, die Menschen wagen und andere Menschen einladen. Zwei dieser Projekte stellte Schneider vor: sein bei der Vienna Biennale 2015 vorgestelltes „New Factories“, das in der Produktion eins Schuhs Hightech (3D-Druck) und klassische Hand-made-Produktion Ressourcen schonend verbindet. Das zweite Projekt ist eine in Wien entstehende „fischzüchtende Wohngemüsewerkhalle“, in der soziales Wohnen, lokale Produktion und Kreislaufwirtschaft vereint werden.

Es war ein spannender Abend, der die Zuschauer angeregt, nachdenklich und auch etwas „verstört“ entließ – „mehr Punk – weniger Hölle“.