Politische Förderung zwischen Utopie und Pragmatismus

20.04.2016, Hans-Peter Hiepe

Die Neuen Bundesländer als "Experimentierfeld für konkrete Utopien" - davon war zur fünften Ringvorlesung aus berufenem Munde Spannendes zu erfahren.
In der fünften Vorlesung der aktuellen Ringvorlesung an der Hochschule Mittweida sprach Hans-Peter Hiepe, Referatsleiter im BMBF, über "Politische Förderung zwischen Utopie und Pragmatismus". 

Hiepe ist nicht nur vertraut mit der politischen Förderung im Osten, sondern selbst seit 15 Jahren ein engagierter Akteur der Innovationsförderung in den Neuen Bundesländern. In seinem lebendigen Vortrag rekapitulierte er die Ausgangslage im Osten nach Wende zwischen - zwischen der Utopie "blühender Landschaften", nachholender Modernisierung, Deindustrialisierung, Selbstheilungserwartungen des Marktes, konjunkturellem Aufschwung etc. Dies war vor allem von einem Geist der Übertragung westlicher Muster auf östliche Landschaften geprägt. Dies hat neben Anpassungsleistungen und -erfolgen vor allem auch zu Verkrustungen und zum Warten auf den "Deus ex Machina" geführt. Das machte eine Öffnung des Blickes dringend notwendig - auf Menschen und Regionen.

Diesem Geist einer Revitalisierung folgte das Projekt "Unternehmen Region" des BMBF, das inzwischen zu einer Reihe beeindruckender "konkreter Utopien" vor allem zwischen Wissenschaft und Wirtschaft geführt hat. Das "Geheimnis" dieses Erfolges ist die Mischung - aus Akteursoffenheit, dem Erkennen endogener Potentiale in der Region, unternehmerischem Impetus und dem Vertrauen auf Menschen. So konnte z.B. aus dem Traditionshandwerk der Plauener Spitze - fast undenkbar - ein Zukunftsmarkt für technisches Sticken erschlossen werden. Dass politische Förderung dennoch ein schwieriges und nicht risikoarmes Geschäft ist, hat die anschließende Diskussion gezeigt: Sie bedarf eines utopischen Überschusses an Hoffnung aber auch risikobewussten Pragmatismus, sie kann Entwicklungen nur anstoßen und nicht ersetzen.