Der Andere als Dämon. Politische Feindbilder am Beispiel Herbert Wehner

Montag 04. Juni 2018, 15:52

Ringvorlesung: Herbert Wehner als politisches Feindbild.

Der Andere als Dämon - „Gut“ und „Böse“ in der Politik

Politik - ist das ein Kampf "Gut" gegen "Böse"? Am vergangenen Mittwoch trug Prof. Dr. Christoph Meyer im Rahmen der Ringvorlesung an der Hochschule Mittweida über Herbert Wehner vor. Die Veranstaltungsreihe mit 13 Vorlesungen im Sommersemester steht unter der Überschrift „Das Böse - ist überall (?)“

Den im Jahr 1990 verstorbenen SPD-Politiker stellte Meyer, Professor für Bildung und Kultur an der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida, unter dem Blickwinkel des politischen Feindbildes vor. Professor Meyer ist ein tiefer Kenner des Lebens und Wirkens von Herbert Wehner. Im Jahr 2006 ist seine fast 600 Seiten starke Biografie des Politikers erschienen.

Zum Vortrag im Rahmen der diesjährigen 4. öffentlichen Ringvorlesung kamen viele Zuhörerinnen und Zuhörer, diesmal vor allem Interessierte aus der Bevölkerung und - trotz Bergfest am selben Tag - Studierende sowie Lehrende der Fakultät Soziale Arbeit.

Am Ende wurde es der versprochene spannende Abend. Eine kleine Videosequenz aus dem Deutschen Bundestag stimmte den Saal auf den Jahrhundertpolitiker ein. Sodann betrachtete Christoph Meyer die Rolle der Auseinandersetzung zwischen "Gut" und "Böse" im Leben des Herbert Wehner aus verschiedenen Perspektiven: Generation, Gut und Böse in Kindheit und Jugend, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und diejenige mit dem Kommunismus nahmen den meisten Raum ein.

Eine ganze Reihe von Zitaten aus Wehner-Reden und Schriften zum Thema illustrierten den Vortrag - darunter dieses: „Derjenige, der nur die deutschen Erfahrungen hat, hat vom Totalitarismus nur 49 Prozent erfahren. Wenn er 100 Prozent erfahren will, dann muss er die 51 Prozent des russischen Totalitarismus auch noch kennenlernen".
Solche und ähnliche Passagen sorgten im Anschluss für eine würzige Diskussion. Meyer antwortete auf die Frage, ob Herbert Wehner denn "gut" oder "böse" gewesen sei: „So lassen Menschen sich nicht kategorisieren. Es kommt darauf an, was Menschen tun, wie sie dazu beitragen, das Zusammenleben zu gestalten.“ Und dafür sei Herbert Wehner mit seinem Lebenslauf beispielhaft, ganz nach dem Motto eines anderen Dresdners, nämlich Erich Kästner: "Es gibt auf der Welt nichts Gutes, außer man tut es."

Unter www.hgwst.de stellt die von Professor Meyer geleitete Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung die Folien zum Vortrag bereit.

Es sprach:

Prof. Dr. phil. Christoph Meyer

Professor für Bildung und Kultur an der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida.