Egoistische Gene, böse Technik, oder was?

Mittwoch 09. Mai 2018, 09:54

Rückblick Ringvorlesung: Von der Pflanzenzüchtung zum strukturellen Bösen.

Manipuliertes Gemüse: Der Teufel steckt im Detail

In der öffentlichen Wahrnehmung gilt sie mitunter als Inbegriff des Bösen – am Mittwoch vergangener Woche stand sie im Blick der Ringvorlesung an der Hochschule Mittweida: die Gentechnik. Unter der Überschrift „Egoistische Gene, böse Technik, oder was?“ begab sich Röbbe Wünschiers, Professor für Biochemie und Molekularbiologie an der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften auf Spurensuche an der Grenze einer Technologie und ihrer Wahrnehmung. Mit ihm unterwegs waren rund zweihundert Interessierte.

Anhand der traditionellen Pflanzenzüchtung zeigte Wünschiers, dass Eingriffe in das Erbgut alles andere als neu sind. Bereits vor 7000 Jahren versuchten die Menschen, Eigenschaften von Nahrungsmittelpflanzen nach ihren Vorstellungen zu verändern. Während unsere Vorfahren viel Geduld brauchten, um die gewünschten Resultate zu erhalten, können wir heute mit moderner Gentechnik gezielt in Genome eingreifen und generieren präzisere Ergebnisse. Gentechnik sei damit nicht per se böse – der Teufel stecke vielmehr im Detail. Das im Kontext Gentechnologie aus seiner Sicht „strukturell Böse“ zeigte der Professor am Geschäftsmodell des Saatgutherstellers Monsanto und plädierte zugleich für eine strikte Trennung zwischen der Gentechnik und der Verwertung dieser Technik in der Wirtschaft.

Dass das Böse immer an menschliches Handeln geknüpft ist, verdeutlichte Wünschiers unter anderem an der CRISPR-Technologie, einer Methode, die es erlaubt, DNA gezielt zu schneiden und anschließend zu verändern. CRISPR verspreche neue Möglichkeiten bei der Heilung von Erbkrankheiten, ermögliche es jedoch auch, Eizellen nach bestimmten Eigenschaften zu selektieren. Hier warf Wünschiers die Frage auf „Wollen wir das?“ und warb zugleich für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Gentechnik.

In der anschließenden Diskussion beschäftigte das Publikum insbesondere die Frage, was wir aus dem menschlichen Erbgut lesen können und welche Eigenschaften über die Vererbung weitergegeben werden.

Es sprach:

Prof. Dr. rer. nat. habil. Röbbe Wünschiers

Professor für Biochemie und Molekularbiologie an der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften der Hochschule Mittweida.