Sechste Veranstaltung

Religion von gestern für Menschen von heute?

16.04.2014 Lic.phil. Lic.theol. Bernd Knüfer (SJ)

Braucht der moderne Mensch Religion? 80 % Konfessionslose als Anteil an der Bevölkerung im Osten Deutschlands scheint schon eine Antwort auf diese Frage zu sein.
Dennoch ging der Jesuit Pater Bernd Knüfer am vergangenen Mittwoch in der 6. Veranstaltung der diesjährigen Ringvorlesung dieser schwierigen und immer wieder herausfordernden Frage nach. Der Vortrag des Leipziger Philosophen und Theologen war ebenso intellektuell anregend wie persönlich berührend.
Bejahen lässt sich die Frage, wenn man das Bedürfnis des Menschen auch in der Moderne nach Seins- und Selbstvergewisserung, nach übergreifendem Sinn in einer rationalen und von Zwecken bestimmten Alltagswelt wahr- und ernst nimmt. Das Paradox der Moderne scheint sogar zu sein, dass man ohne Glauben nicht handeln kann, aber trotz Einsicht in eigenes Nicht-Wissen handeln muss. Die Moderne mit ihrer intellektuellen und technischen Unterwerfung des Daseins hinterlässt existenzielle Ratlosigkeit und Sinndefizite. Religion kann hier sogar gesundheitsförderlich sein, weil sie hilft, die Welt und das eigene Leben als konsistent und sinnvoll zu erleben. Damit hätte Religion wieder einen nicht-religiösen Zweck.
Pater Knüfer benannte solche Widersprüche, verwies aber den religiösen Glauben, der immer auch Glaube an eine Religion ist, in den Bereich persönlicher und subjektiver Erfahrung und Entscheidung.
So kam er zur Frage, die nach dem Vortrag auch offen blieb: Wie ist das selbstbestimmte und autonome Subjekt mit dem gläubigen Subjekt vereinbar?