Was macht uns böse?

Dienstag 03. April 2018, 10:29

Zweite Veranstaltung der Ringvorlesung antwortete auf die Frage: Was macht uns böse?

Die Kindheit des Bösen

Die zweite Veranstaltung der Ringvorlesung am Mittwoch vergangener Woche ging an den „Ursprung“ des Bösen. Dr. Hans Joachim Maaz, Psychiater und Psychoanalytiker, führte vor einem erneut übervollen Hörsaal das Publikum an die „Quelle“ des Bösen. Sie besteht nach Maaz in mangelnder Liebe bzw. in einer mangelnden Beziehungsqualität der Eltern.

Wenn Eltern nicht genügend präsent, emphatisch, feinfühlig, stärkend und ermutigend sind, stattdessen „Muttervergiftung“ oder „-besetzung“, „Vatererpressung“ oder „-flucht“ in den frühkindlichen Beziehungen dominieren, dann erfahren Kinder „das Böse“. Böse Erfahrungen werden in der Regel weitergegeben und können nicht nur in Krankheit münden sondern auch zu gesellschaftlichen Pathologien führen.

So spann Maaz seine Zeitdiagnose des Bösen von familiären Beziehungsmustern hin zur Normopathie im Nationalsozialismus oder auch zur Normopathie unserer Tage - als das falsche Leben in einer narzisstischen Gesellschaft. Wenn die Fehlentwicklung des Einzelnen zu einem Massenphänomen wird, dann erscheine „falsches Leben“ als Norm. Mit unterschiedlichem Vorzeichen sei hier ein Mechanismus am Werk, der die eigenen „bösen“ Impulse leugnet und abspaltet und auf Äußeres und Andere projiziert. So wird das Böse „bekämpft“ aber eigentlich verstetigt.

Es sprach:

Dr. Hans-Joachim Maaz

Dr. Hans-Joachim Maaz war von 1980 – 2008 Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik im Diakoniewerk Halle (Saale) und langjähriger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für analytische Psychotherapie und Tiefenpsychologie (DGAPT). Er ist Vorsitzender des Choriner Instituts für Tiefenpsychologie und psychosoziale Prävention (CIT).

Hans-Joachim Maaz meldet sich immer wieder zur gesellschaftlichen Situation in unserem Land zu Wort und bezieht durch Vorträge und Publikationen, aber auch in Funk und Fernsehen zur aktuellen politischen Lage Stellung.