4. Termin - 21. April 2021

Der intellektuelle Anspruch auf Gesellschaftsgestaltung ist in der Katastrophe des Stalinismus untergegangen. Intellektuelle Kritik verliert ihre Exklusivität und wird von der Kritik der Leute absorbiert. Das ist die Konsequenz des Strukturwandels der Weltbilder, ablesbar an der stürmischen Durchsetzung der Moderne in Wien. Heute steht das bessere Wissen von Intellektuellen und Expert*innen ratlos vor aggressivem Einfachdenken, das ihm die Anerkennung verweigert. Die Soziologie kann ihren gesellschaftskritischen Anspruch nur einlösen, wenn sie sich auf die Kritik der Leute einstellt - auch wenn's weh tut.

Es sprach:

Prof. Dr. Georg Vobruba
Dr. jur., emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Leipzig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Soziologie sozialer Sicherheit, Europasoziologie und soziologische Gesellschaftstheorie. Autor zahlreicher Publikationen in diesen Bereichen, aktuell "Die Kritik der Leute. Einfachdenken gegen besseres Wissen".