"Vergiftete Debatten - belebte Demokratie?"

In welchem Stil debattieren Politikerinnen und Politiker? In welchem Stil sollen sie debattieren? Ist politische Sprache nur ein Abbild von gesellschaftlicher Sprache oder setzt sie Maßstäbe? Will, wer da rhetorisch über die Stränge schlägt, nur wachrütteln oder geht es darum, das öffentliche Gespräch zu vergiften?

Wer mit politischer Rede Aufmerksamkeit erzielen will, so sieht es jedenfalls aus, sollte kein Blatt vor den Mund nehmen. Im Gegenteil: Tabubrüche, gezielt eingesetzt, erhöhen die öffentliche Aufmerksamkeit. War das schon immer so – oder ist das eine Folge neuer Formen medialer Vermittlung? In Deutschland wie Sachsen sind rechtspopulistische Kräfte stärker geworden. Tragen rhetorische Entgleisungen dazu bei oder sind sie nur eine Folge davon? Wie können Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker sowie die politische Bildung damit umgehen? Vergiften und verrohen populistische Äußerungen den öffentlichen Diskurs oder sorgen sie vielmehr für eine lebendigere Demokratie?

Über die Frage nach der Verrohung oder Hypersensibilisierung des öffentlichen Diskurses diskutieren drei Expert*innen, die aus unterschiedlichen Perspektiven nah dran sind am Thema: ein Sprachwissenschaftler, eine Parlamentarierin und ein politischer Bildner.

Es diskutieren:

Prof. Dr. phil. Thomas Niehr
... hat seit 2010 die Professur für Germanistische Sprachwissenschaft an der RWTH Aachen inne. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Politolinguistik, die das Verhältnis von Sprache und Politik zu erforschen sucht. Seit 2011 ist er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sprache in der Politik, einem Zusammenschluss zahlreicher Linguistinnen und Linguisten, die sich die Erforschung politischer Kommunikation auf die Fahnen geschrieben haben. Er ist Autor des Buches "Volkes Stimme? Zur Sprache des Rechtspopulismus".

Sabine Friedel
.. ist parlamentarische Geschäftsführerin und bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Jura an der TU Dresden und New School in New York City war sie persönliche Referentin des Dresdner Oberbürgermeisters Ingolf Roßberg, anschließend wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politische Systeme und Systemvergleich bei Werner J. Patzelt (TU Dresden).

Dr. Roland Löffler
... leitet seit 2017 die Sächsiche Landeszentrale für Poltische Bildung. Der evangelische Theologe arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter, freiberuflicher Journalist, Vikar und hatte eine Gastprofessur an der Universität Montréal inne. Er war für die Herbert-Quandt-Stiftung tätig und arbeitete als Geschäftsführer der Stiftung Westfalen-Initiative. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten und Publikationen zählen u. A. die Herausforderungen der Bürgergesellschaft und politische Kultur in den neuen Bundesländern.

Moderator des Abends

Prof. Dr. phil. Christoph Meyer
... hat seit 2011 die Professur für Bildung und Kultur in der Sozialen Arbeit an der Hochschule Mittweida inne. Der Historiker und Autor der Biografie „Herbert Wehner“ beschäftigt sich in seiner Lehre und Forschung u. A. mit den historischen und politische Dimensionen des Sozialen sowie dem gesellschaftlichen und kulturellen Wandel. Er war von 1998 bis 2011 Leiter des Herbert-Wehner-Bildungswerks, ist seit 2003 Vorsitzender der Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung und seit 2009 Sprecher der Regionalgruppe Sachsen des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Ab Mai 2022 übernimmt er die Position des Direktors des IKKS.