Dialog Kontrovers 2022

Meinungsfreiheit und Vielstimmigkeit zeichnen lebendige Demokratien aus. Das bedeutet, sich widersprechende und auch ausschließende Standpunkte, Meinungen und Sichten auf die Dinge des Lebens zuzumuten - und auch auszuhalten. Aber es gibt Regeln für Diskussionen und Grenzen - vor allem Grenzen des Sagbaren, wenn sie die Würde Anderer verletzen.

Momentan sind wir Zeug:innen und Akteur:innen einer irritierenden Entwicklung im konservativen bis zum rechten politischen Spektrum. Hier kann man nicht nur eine Verteidigung der Sprache gegen lebendige Veränderungen (gegen das "gute Deutsch") beobachten, sondern auch den Widerstand und die Verhöhnung sprachlicher Sensibilisierungen ("Genderwahnsinn"). Besorgniserregend ist aber vor allem das Spiel mit rechten Codes und die Enttabuisierung des aus gutem Grund Unsagbaren (z.B. "Umvolkung", "Mischvölker").

Auch die zur Schau gestellte Arglosigkeit ("Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.") macht sprachlos. Manche ironische und satirische Zuspitzung zeugt mehr vom Verlust der Empathie, als dass sie eine gelungene Provokation darstellt. Auf der anderen Seite stehen Bemühungen der Sensibilisierung, die die Vielfalt gesellschaftlicher Identitäten und Gruppen sichtbar machen und zur Sprache bringen möchten. Das ist wichtig, weil sich in Sprache und Sprachbildern historische Diskriminierungen eingelagert haben. Als Beispiel kann hier die gendergerechte und kultursensible Sprache genannt werden.

Aber wo wird Sensibilisierung zur problematischen und autoritären Überempfindlichkeit? Wo geht die politische Korrektheit in einen Eifer des Nachweisens und Aufstöberns von "inkorrektem" Sprechen und Denken über? Wann führt die Cancel Culture (Kultur der Zensur) dazu, dass es für Diskussionen keinen Raum mehr gibt? An welcher Stelle wird die Kritik am "alten weißen Mann" zur Projektionsfläche für alle historischen Vergehen, Sünden und Unterlassungen? Versuche sich hierüber zu verständigen, enden nicht selten in entgleisenden Erregungsspiralen und herabsetzendem Kritisieren Andersdenkender.

Wo sind die Grenzen der Verschiebung des Sagbaren - wenn gesellschaftlicher Zusammenhalt und Demokratie auch bedeutet, noch eine gemeinsame Sprache zu sprechen? Genau dieser Frage wollen wir im Sommer 2022 mit kompetenten Gesprächspartner:innen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft auf den Grund gehen. Sie sind wieder herzlich eingeladen, sich aktiv in die Diskussion einzubringen - wir freuen uns auf Sie.

Termine & Themen


Termin 2 (online)- verschoben auf den 18.05.2022
Rassismus in und zwischen uns - Rassist:innen sind (immer) die anderen

Format / Veranstaltungsort

Zwei Veranstaltungen finden online statt und werden über den YouTube-Kanal der Hochschule (ohne öffentliche Kommentarfunktion) ausgestrahlt. Nachdem Sie sich in einen Zoom-Raum eingewählt haben, können Sie Ihre Fragen direkt ans Podium richten: https://hsmw.zoom.us/j/88215807977

Die anderen Veranstaltungen führen wir im Studio B des Grunert de Jacomé Baus durch. Zusätzlich erfolgt eine Live-Übertragung (Streaming) in den YouTube-Kanal der Hochschule Mittweida. Die Teilnahme vor Ort erfolgt wenn möglich unter 3G-Bedingungen und Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung.

Prüfungsleistung

Studierende können durch Abgabe einer Belegarbeit Credit-Points erwerben. Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier.